Wir sind es meist gewohnt, globale Fragestellungen aus unserer europäischen Perspektive zu betrachten. Mit der neuen Encyclopedia of Global Archaeology erreicht uns nun ein elfbändiges Kompendium, dessen Herausgeberin aus Australien stammt. Claire Smith lehrt Archäologie an der Flinders University von Adelaide.
von Onno Quist
Sie präsentiert elf Bände, 1356 Autoren, 8015 Seiten, 2619 Abbildungen und 106 Tafeln für 3780 britische Pfund! Etwa vergleichbares sucht man aus europäischer Schmiede vergebens. Zumindest für die Courage, ein solches Vorhaben bedenkenfrei anzugehen, gebührt den Australiern und ihren Mitarbeitern ein hohes Maß an Respekt. In der aktuellen Antiquity-Ausgabe besprechen Chris Scarre und Robert Witcher dieses opulente Werk durchaus kritisch und ausgiebig.
Eine Enzyklopädie mit Zukunft?
Aber ist eine solche Enzyklopädie in Zeiten des „Sturm und Updates“ noch sinnvoll? Es sieht ganz danach aus: Denn das Druckwerk wird durch eine online eReference version begleitet. Hierin liegt eine große Chance für das Projekt, das naturgemäß zum Zeitpunkt der Veröffentlichung eine Vielzahl an diskutablen – alphabetisch sortierten und unterschiedlich stark ausgearbeiteten – Einträgen aufweist. Zudem sind die Kriterien für die Aufnahme oder das Weglassen archäologischer Themen nicht einfach zu durchschauen.
„Does the Encyclopedia of global archaeology represent the last and largest of its kind, in a world of reference rapidly moving towards the digital age of fluid boundaries? Is it more appropriate, perhaps, to compare it not with previous ‘encyclopedias’ but with the ever-growing list of Oxford Handbooks and similar series of reference works? Is it there that the future lies? Will the Encyclopedia prove the last attempt to cover archaeology in its entirety on such a scale?“
Ich bin sehr gespannt auf die Antworten zu diesen Fragen von Chris Scarre und Robert Witcher in ihrer „Werkbesprechung“.
Global archaeology für Jedermann?
Der zugegeben stattliche Preis des Kompendiums stutzt den Nutzerkreis des globalen Werkes auf eher minoritäre Kreise herunter. Aber: Es gibt einen kleinen Ausweg. Der herausgebende Springer Verlag ermöglicht einen umfänglichen Einblick in die Enzyklopädie als Online Book Review Copy. Die Anmelderegularien sind recht unkompliziert und schon kann man in die globale Archäologie-Welt eintauchen; aber Achtung vor dem Tiefenrausch!