Hoffnungsvolle Nachrichten aus dem Nahen Osten sind wirklich selten. Das 15jährige Bestehen des Musée de Préhistoire libanaise der Université Saint-Joseph in Beirut ist eine solche Ausnahme. Dabei ist es allein schon eine Ironie der Geschichte, dass diese kleine Erfolgsgeschichte ganz eng mit den Jesuiten verbunden ist.
von Onno Quist
Der Beginn der Forschungen zur Altsteinzeit im Libanon ist ganz eng mit dem Namen Johann Joseph Gottfried Caesar Zumoffen verbunden. Am 2. Oktober 1845 in Salgesch im Wallis geboren, trat er nach philosophischen und theologischen Studien im April 1871 im französischen Lons-le-Saunier in den Jesuitenorden ein. Seine zunächst geologisch motivierten Untersuchungen im Libanon führten dann fast zwangsläufig auch zur erstmaligen Entdeckung archäologischer Fundstellen, darunter Nahr Ibrahim, Ksar Akil und ein nach ihm benanntes Felsdach bei Adlun, das Anfang der 1890er Jahre von ihm entdeckte „Abri Zumoffen“.
Hierdurch wurde gewissermaßen ein jesuitische paläolithische Forschung im Libanon begründet, die mit dem Franzosen Francis Hours (1921-1987) ihr vorläufiges? Ende fand.
Museum mit Zukunft
Im Juni 2000 wurde dann unter dem ersten Direktor Lévon Nordiguian (2000-2014) das Musée de Préhistoire libanaise der von Jesuiten gegründeten Université Saint-Joseph in Beirut eröffnet. Und es hat Bestand bis heute – trotz Zedernrevolution, zweitem Libanonkrieg und fast täglichenKrisen! Auch die Internetseite des Museums kann sich sehen lassen und wird auch regelmäßig gepflegt. Hierüber berichtet in einem spannenden aktuellen Blog-Beitrag auf ArchéOrient die heutige Direktorin des Museums, Maya Haïdar-Boustani, eine libanesische Archäologin, die auch in Lyon und Santander gearbeitet hat: Haïdar-Boustani M. 2015. Le Musée de Préhistoire libanaise de l’Université Saint-Joseph de Beyrouth, 15 ans déjà! ArchéOrient – Le Blog (Hypotheses.org), 15 mai 2015.
Archäologie im Libanon
Nach Dorothy Annie Elizabeth Garrod (1892—1968) und Diana Kirkbride (1915-1997) sind es also immer wieder Frauen, die einen wichtigen Einfluss auf die Entwicklung der Archäologie im Libanon genommen haben und nehmen. Und das in einem Land, das zwischen Religionen, Kulturen, Ländern usw. zerrissen ist und in dem Archäologie oft auf eine sehr traditionellen Art und Weise vermittelt, aber auch rezipiert wird. Helga Seeden von der American University of Beirut hat zu all dem bereits 1986 in ihrem Beitrag „Search for the missing link : archaeology and the public in Lebanon“ grundlegende und lesenswerte Analysen vorgestellt: H. Seeden, Search for the missing link: archaeology and the public in Lebanon. In: P. Gathercole/D. Lowenthal (Hrsg.), Archaeological ‚objectivity‘ in interpretation. World Archaeological Congress (London/Southampton) 141-159.