Unsere treue Autorin Ada Brons befindet sich im freien Fall! Was ihr im eher unfrohen und endlosen Sturz begegnete und was das mit der Archäologie zu tun hat, könnt Ihr im letzten Blogpost dieses Jahres lesen.
von Ada Brons
„Wir stürzen.
Durch die Endlosigkeit des oberen Himmels…“
Ob ewig wandernd oder gefallen, das ist einerlei. Im endlosen Sturz rasen 450 Jahre alte Handabdrücke aus dem renaissancezeitlichen Leipzig, hydragleiche „Funde des Monats“ oder ein archäologisches Monopoly aus französischer Glücksspielschmiede an uns vorbei.
Als der Sturz sich zu verlangsamen scheint, taucht aus der Facebook-Subsenz des Landesmuseum in Bonn die erstaunlich einfältige Verballhornung eines Auerochsenschädels anlässlich des unvermeidlichen Festes herauf. Dass dies kein Traum ist, wird uns spätestens dann gewahr, als das Westfälische Landesmuseum in Herne auf eine traumwandlerisch arrogante Art und Weise um Lebenslöhner wirbt: „Traumberuf Archäologin/Archäologe in Westfalen – ausgeschrieben von unseren Kollegen aus dem Referat Mittelalter- und Neuzeitarchäologie. Nutzt die Chance!!!“.
Chance vertan, denken wir: Kein Wesen, keine Gedanken, kein Traum – ohne Belang.
Wieder und wieder geraten wir in die Fallen unserer Widersprüchlichkeiten. Der Spagat zwischen verwaltungsaffiner Wissenschaftlichkeit und Anerkennung suchender Trivialisierung geht ein ums andere Mal in die Hose; wir banalisieren, vergröbern, merkantilisieren; weniger die Trivialisierung an sich ist das Problem, als vielmehr die Fokussierung auf das Schatzhafte und Geschwätzige, leicht vertauscht mit dem Erzählen der Geschichten in und um die Dinge herum. Unser gewinn- und renommeesüchtige Tun wird zum Brennglas für unsere eigentlichen Ziele.
Und so gerät die Veröffentlichung des Entwurfs eines Gesetzes zur Neuregelung des Kulturgutschutzrechts durch die Bundesregierung allenfalls zu einer Beiläufigkeit. Ganz zu schweigen von den tagtäglichen Martyrien, die denkmalpflegerische Arbeit zu legitimieren, wo sie doch weder glänzt, besonders wohltuend klingt noch sich angenehm anfühlt – und das im Sturz!
Quid est veritas?
Viel Spaß am Dissens auch im kommenden Jahr wünscht
Ada